Das Konzept der Schwammstadt hat sich als nachhaltiger Ansatz etabliert, um den zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen – darunter der Minderung urbaner Überflutungen und der Verbesserung der Lebensqualität in dicht bebauten Stadtgebieten. Durch die großflächige Anwendung von SuDS (Nachhaltige Entwässerungssysteme) wird der natürliche Wasserkreislauf wieder in den urbanen Raum integriert: Schwammstädte nehmen Regenwasser auf, speichern und nutzen es wieder – anstatt es über immer größere Rohrsysteme direkt in Gewässer abzuleiten. Dieser naturbasierte Ansatz verändert grundlegend, wie wir urbane Landschaften gestalten und bewirtschaften.
Was ist eine „Schwammstadt“?
Der Begriff Schwammstadt beruht auf der Idee, dass bestimmte Bereiche urbaner Räume so gestaltet werden können, dass sie Regenwasser – ähnlich wie ein Schwamm – aufnehmen und speichern. Dadurch wird der Oberflächenabfluss in die Kanalisation verzögert (was das Risiko von Starkregenüberflutungen reduziert) und zugleich Wasser für die Vegetation in Grünflächen bereitgehalten. Diese Speicherkapazität wird zunehmend wichtiger, da klimawandelbedingte höhere Temperaturen die Pflege und Vitalität von Stadtgrün erschweren.
Das Schwammstadt-Konzept nutzt eine Vielzahl von blau-grünen Infrastrukturelementen, die die Aufnahme, Speicherung und Wiederverwendung von Regenwasser unterstützen, darunter:
- Regengärten
Gestaltete Versickerungsflächen, die Oberflächenabfluss auffangen und filtern und so die Wasserqualität verbessern. - Durchlässige Beläge
Oberflächen, die das Eindringen von Regenwasser in den Untergrund ermöglichen, anstatt es oberflächlich in die Kanalisation abfließen zu lassen. - Stadtbäume
Bäume erhöhen die Bodeninfiltration, mindern den Wärmeinseleffekt und fördern die Biodiversität. - Feuchtgebiete
Natürliche oder angelegte Ökosysteme, die Wasser speichern und gleichzeitig Lebensräume für Flora und Fauna bieten.

Warum brauchen wir Schwammstädte?
Die rapide Urbanisierung und der damit verbundene Anstieg versiegelter Flächen haben das Überflutungsrisiko in Städten erheblich erhöht. In Kombination mit den Auswirkungen des Klimawandels – wie intensiveren Niederschlägen und steigenden Temperaturen – stehen urbane Gebiete vor bisher unbekannten Herausforderungen im Wassermanagement.
Schwammstädte können diesen Problemen begegnen und dabei sowohl ökologische als auch soziale Vorteile bieten:
- Reduziertes Überflutungsrisiko
Schwammstädte verringern die Auswirkungen starker Regenereignisse, indem sie überschüssiges Wasser aufnehmen. - Verbesserte Wasserqualität
Grüne Infrastrukturen filtern Schadstoffe auf natürliche Weise und sorgen für sauberes Wasser. - Gestärkte urbane Biodiversität
Feuchtgebiete und Grünräume schaffen wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. - Höhere Lebensqualität
Grüne Räume verbessern die Luftqualität, reduzieren urbane Hitze und fördern das Wohlbefinden der Bevölkerung.
Wo gibt es die besten Beispiele für Schwammstädte?
Wie zu erwarten, ist China führend in der Schwammstadt-Bewegung und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 rund 80 % seiner urbanen Gebiete in Schwammstädte umzuwandeln. Städte wie Shenzhen und Shanghai haben Regenwassernutzung, begrünte Dächer und durchlässige Beläge großflächig eingeführt – mit messbaren Erfolgen bei der Reduzierung von Überflutungen und der Wiederverwendung von Wasser.
Auch Singapur hat die Prinzipien der Schwammstadt in seine Stadtplanung integriert. Der groß angelegte Bishan–Ang Mo Kio Park gilt als herausragendes Beispiel für eine zukunftsweisende, blau-grüne Infrastruktur.
In Europa nimmt Rotterdam eine Vorreiterrolle ein. Aufbauend auf einer langen Tradition der Wasserbaukunst hat die Stadt multifunktionale öffentliche Räume geschaffen, die bei Starkregen Wasser aufnehmen und in Trockenzeiten als Erholungsflächen dienen. Ein Beispiel ist der „Sponge Garden“ (2018–2019) sowie weitere neun vergleichbare Projekte.
Im Vereinigten Königreich hat insbesondere Mansfield durch den gezielten Einsatz grüner Infrastruktur – darunter Regengärten und durchlässige Oberflächen – Fortschritte erzielt. Mit Investitionen von 76 Millionen Pfund in naturbasierte Lösungen konnte das Überflutungsrisiko deutlich reduziert und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Starkregen verbessert werden. Nach Fertigstellung soll das Projekt über 58 Millionen Liter Oberflächenwasser speichern können.
Warum sind die Prinzipien der Schwammstadt noch nicht Standard?
Trotz ihrer überzeugenden Vorteile stehen Schwammstädte vor Herausforderungen, die eine breite Umsetzung bislang erschweren. Die hohen Anfangsinvestitionen großer blau-grüner Infrastrukturprojekte schrecken viele Kommunen ab, insbesondere bei angespannten Haushalten. Die Integration grüner Infrastruktur in bestehende Stadtstrukturen erfordert erhebliche Planung, Zeit und finanzielle Mittel.
Zudem ist das öffentliche Bewusstsein und die Unterstützung solcher Maßnahmen oft uneinheitlich. Zwar befürworten viele eine klimaresiliente und lebenswertere Stadtgestaltung, doch kurzfristige Beeinträchtigungen durch Baustellen sowie Entscheidungen zur Mittelverteilung können Widerstände hervorrufen.
Innovationen für eine einfachere und kosteneffiziente Umsetzung
Die Prinzipien der Schwammstadt lassen sich jedoch auch mit überschaubarem Aufwand und minimaler Beeinträchtigung des Alltags umsetzen – insbesondere dann, wenn Projekte in überschaubaren, strategisch wichtigen Bereichen realisiert werden.
Innovationen in Materialien und Systemen – etwa durchlässige Oberflächen, modulare Regengartensysteme und nachrüstbare Regengärten – ermöglichen eine schnelle, effiziente und wirtschaftliche Implementierung der Schwammstadt-Prinzipien.
Diese Lösungen, an strategischen Punkten im Stadtgefüge installiert, können die Herausforderungen des Regenwassermanagements spürbar mindern. Selbst kleine Flächen – etwa Pocket Parks oder Straßenbegleitgrün – können durch ihre kumulative Wirkung einen bedeutenden Beitrag leisten. GreenBlue Urban arbeitet seit über einem Jahrzehnt mit Kommunen an genau solchen Projekten, unter anderem in Keighley, Cardiff und Camden, und konnte dabei ihre Wirksamkeit eindrucksvoll belegen.
Ein Blick in die Zukunft zeigt zudem, dass intelligente Technologien eine immer größere Rolle spielen werden: IoT-gestützte Systeme können Wasserhaushalte dynamisch steuern und Echtzeitdaten für fundierte Entscheidungen liefern. So lässt sich das Zusammenspiel von Bedarf, Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit weiter optimieren.

Schrittweise zur erfolgreichen Schwammstadt
Schwammstädte bieten einen transformativen Ansatz für das urbane Wassermanagement – eine nachhaltige Antwort auf Überflutungen und Klimawandel. Doch ihre Prinzipien müssen nicht ausschließlich auf Stadtebene Anwendung finden.
Indem Natur schrittweise in die Stadtgestaltung integriert wird – von Pocket Park zu Pocket Park, von Straßenabschnitt zu Straßenabschnitt – lassen sich Resilienz, Biodiversität und Lebensqualität stärken, ohne Haushaltsrahmen zu sprengen oder großflächige Eingriffe in stark frequentierte Stadtbereiche vorzunehmen.